Erneuerbare Energien, erneuerte Autoritarismen?
Über das Projekt
„Mehr erneuerbare Energien führen zu mehr Demokratie!“ – So argumentiert Europas größter Erzeuger für erneuerbare Energien. Die Länder der arabischen Welt verfolgen ehrgeizige Ziele für eine Wende hin zu erneuerbaren Energien, auch wenn sie nach wie vor stark von fossilen Brennstoffen abhängig sind. Überregional vernetzte Eliten nutzen solche Projekte für erneuerbare Energien jedoch, um autoritäre Praktiken neu zu verankern, um sozioökonomische Ungleichheiten zu verstärken und neokoloniale Hierarchien zu reproduzieren. Im Gegensatz dazu stellen soziale Bewegungen vor Ort Forderungen nach Klimagerechtigkeit und Dekolonialisierung. Wie tragen erneuerbare Energieprojekte in der Region zu einer anhaltend autoritären Politik bei? Welche politischen Akteure treiben die Bemühungen um den Ausbau erneuerbarer Energien voran? Und wer profitiert davon?
Unsere von der DFG geförderte Emmy Noether-Nachwuchsgruppe (2022-2028) untersucht den Zusammenhang zwischen Solarenergie und autoritären Praktiken in Ländern der arabischen Welt, welche keine großen Öl oder Gasvorkommen haben. Die Forschungsgruppe überwindet den methodologischen Nationalismus früherer Studien, indem sie einen transregionalen Ansatz verfolgt. Während der regionale Schwerpunkt auf Marokko, Tunesien und Jordanien liegt, untersucht die Gruppe die Auswirkungen von Finanzierungsmechanismen, politischen Strategien und Formen des Widerstands auch jenseits des Nationalstaats. Das Team erforscht somit das Zusammenspiel von Klimakatastrophe, den Ausbau erneuerbarer Energien, die globale Neuaufstellung autoritärer Macht und dem Entstehen neuer Formen des Widerstands.
Die Forschung findet in folgenden Teilforschungsprojekten statt:
- Die ungleiche Politik der Dekarbonisierung in den MENA-Staaten (Schuetze)
- Arbeitsmarkteffekte rundum erneuerbare Energien in den MENA-Staaten (gesamte Gruppe)
- Erneuerbare Energieprojekte in Jordanien und politische Mobilisierung von unten (El-Khazen)
- Die Finanzierung und Kommerzialisierung erneuerbarer Energien in Marokko (Mueller)
- Die Technopolitik tunesisch-europäischer Vernetzung im Bereich erneuerbarer Energien (Wagner)
Das Projekt und das Team sind am Arnold-Bergstraesser-Institut (ABI) in Freiburg im Breisgau ansässig.
Team
Dr. Benjamin Schuetze
Emmy Noether Nachwuchsgruppenleiter
Ben absolvierte seinen PhD an der SOAS in London in 2016, and arbeitete als PostDoc an der Universität Freiburg sowie als Fellow der Young Academy for Sustainability Research am FRIAS. Er ist Autor von Promoting Democracy, Reinforcing Authoritarianism? US and European Policy in Jordan (CUP, 2019) und gewähltes Mitglied des BRISMES Committee on Academic Freedom.
Charlotte Mueller
Doktorandin
Charlotte ist seit 2022 Absolventin des MSc in Migration, Mobility and Development an der SOAS, University of London, finanziert durch ein DAAD-Stipendium. Danach arbeitete sie für eine in London ansässige NGO. Im Rahmen ihrer Doktorarbeit unternahm sie umfangreiche Feldforschung in Marokko.
Elia Wehaiba El Khazen
Doktorand
Elia ist Aktivist und Wissenschaftler, dessen Arbeiten unter anderem bei Jadaliyya, TNI, The New Inquiry und MERIP veröffentlicht wurden. Seinen MSc in Middle East Politics an der SOAS, University of London, schloss er 2019 ab. Im Rahmen seiner Doktorarbeit unternahm er umfangreiche Feldforschung in Jordanien.
Philipp Wagner
Doktorand
Gefördert durch ein Stipendium der Heinrich-Böll-Stiftung absolvierte Philipp im Jahr 2022 seinen Master in Angewandter Politikwissenschaft an der Universität Freiburg und Sciences Po Aix-en-Provence. Anschließend arbeitete er im Bereich Klimaschutz und Energiewende. Während seiner Feldforschungsaufenthalte in Tunesien war er mit dem Merian Centre for Advanced Studies in the Maghreb (MECAM) an der Université de Tunis assoziiert.
Tabea Knerner
Studentische Hilfskraft
Tabea absolviert derzeit einen Master in Islamwissenschaft an der Universität Freiburg. Im Rahmen ihres Studiums sammelte sie bereits akademische und berufliche Erfahrungen in Jordanien, im Libanon und in Ägypten.
Prof. Dr. Adam Hanieh
Gastwissenschaftler im Juli 2024
Adam ist Professor für Politische Ökonomie und Globale Entwicklung an der Universität Exeter und Distinguished Research Fellow an der Tsinghua-Universität in Peking. Er ist Autor mehrerer Bücher, darunter Crude Capitalism: Oil, Corporate Power, and the Making of the World Market (Verso, 2024).
Dr. Rafeef Ziadah
Gastwissenschaftlerin im Juli 2024
Rafeef ist Senior Lecturer in Politics and Public Policy am King's College London. Sie ist Autorin verschiedener Artikel über humanitäre Logistik und „logistics space“ im Golf sowie Mitautorin von Revolutionary Feminisms (Verso, 2020).